Presse
FR, Dienstag, 15. Oktober 2024, Stadtausgabe / Sonderseiten
Ein schuldloser Vater wäre schön
Sibylle Plogstedts exemplarische, individuelle Familiengeschichte
Familiengeschichten sind viele erzählt worden, noch mehr wurden freilich verschwiegen. Der Band der Berliner Publizistin Sibylle Plogstedt ist bemerkenswert, weil die Autorin so genau und nüchtern schreibt, sich in die Karten ihrer aufwendigen Recherchen schauen lässt und auch aus ihrer langjährigen Unlust kein Hehl macht, sich näher mit ihrer Familie zu befassen.
Außerehelich geboren worden zu sein, war in den 50er Jahren noch ein Makel, die spätere Heirat der Mutter soll das Kind insofern als Glück betrachten, aber die Familienverhältnisse entwickeln sich schwieriger. Plogstedt blickt also erst spät zurück, nun aber richtig. Sie geht bis ins 19. Jahrhundert zurück und in ein anders geformtes Europa. Im Zentrum ihrer Neugier – und Neugier ist im Spiel, jene Freiheit, die eigene Familie von außen zu bestaunen – stehen die unterschiedlichen Verwicklungen in die NS-Zeit.
Man hat Gelegenheit, Schreiben aus dem Entnazifizierungsverfahren des im öffentlichen Dienst tätigen leiblichen Vaters zu lesen. Er hat Entlastendes vorzuweisen, aber es gibt auch andere Dokumente. Ein Hornbacher Schießen, am Ende eine leichte Herabstufung. Die Tochter berichtet, wie sie ihn bei der ersten Lektüre vor 30 Jahren noch bedauerte, heute ist sie skeptischer, was seine Rolle betrifft.
„Warum hat das niemand erzählt?“ handelt von persönlichen Verhältnissen, aber Plogstedt ist das Gegenteil einer naiven Erzählerin und ihr Buch eine exemplarische deutsche Geschichte. ith
Sibylle Plogstedt: Warum hat das niemand erzählt? Helmer. 230 S., 20 Euro.
Nachtcafé: Problemzone Frau
Doch auch im rein körperlichen Sinn haben sie einfach mehr Problemzonen als Männer: So sollen sie neben dem ganzen Stress zwischen Kindern, Küche, Karriere topp in Schuss sein und am besten noch sexy aussehen.
Es gibt mittlerweile Frauenförderung an allen Orten und die Stimmen derer mehren sich, die sagen, dass es damit jetzt auch genug ist. Wie sehen heute die Problemzonen der Frauen aus? Was für ein Druck lastet heute auf Frauen? Haben es Frauen nach wie vor schwerer als Männer? Und reicht es jetzt mit der Frauenförderung?
Die Gäste
Sibylle Plogstedt wird nicht müde, immer weiter für die Gleichstellung der Frauen zu kämpfen, daraus hat die Gründerin der feministischen Zeitschrift „Courage“ ihre Lebensaufgabe gemacht. Viel ist für sie schon gewonnen, aber noch nicht alles erreicht: So seien Frauen in den Führungsetagen großer Unternehmen nach wie vor Exoten, vom gleichen Lohn für gleiche Arbeit könne ebenfalls keine Rede sein, meint sie. „Das liegt daran, dass die Männernetzwerke immer noch besser funktionieren als die der Frauen.“
Als Resultat der Frauenbewegung macht Astrid von Friesen ganz neue Leidtragende aus: Männer. Abgehängt von ihren Altersgenossinnen sind vor allem junge Männer bedroht, den gesellschaftlichen Anschluss zu verlieren – Frauenförderung sei Undank. „Aber immer noch werden von Bundesministerin von der Leyen Millionen in die Frauenförderung gesteckt; keineswegs in eine Männer- und Jungenförderung, obwohl die es wesentlich nötiger hätten.“
Daniela Ziegler bemerkt vor allem bei älteren Frauen ein zunehmend unsicheres Selbstverständnis als Frau. Mit ihrem Buch „Aphrodite-Training“ will die Schauspielerin jenen Damen im fortgeschrittenen Alter vermitteln, wie sie wieder mehr Weiblichkeit und Sinnlichkeit ausstrahlen. „Das würdevolle Altern wird uns Frauen unheimlich schwer gemacht. Wie oft bekomme ich zu hören: Lass dich mal liften.“ Diesem Druck will sie sich jedoch nicht beugen.
Blond und prall – niemand sieht der perfekten Frauen-Stil-Ikone Barbie ähnlicher als Angela Vollrath. Durch zahlreiche Schönheitsoperationen glich sie sich immer stärker dem Puppenvorbild an. Doch die künstliche Schönheit hat ihren Preis: „Ich möchte auf keinen Fall einmal als peinliche, alternde Barbie dastehen.“ Darum sucht das Model täglich seinen Körper vor einem Vergrößerungsspiegel nach Problemzonen ab.
Maximilian Pütz, alias „The Joker“, ist einer der erfolgreichsten Verführer Deutschlands, ein sogenannter Pick Up Artist. Junge Männer wie er haben aus dem profanen Frauenaufreißen eine Neowissenschaft gemacht, in der jeder „Wissenschaftler“ Feldforschung betreibt. Als Pionier hierzulande hat „The Joker“ großen Anteil daran, dass sich aus der kleinen Szene eine etablierte Bewegung entwickeln konnte – ein Sinnbild neuen, männlichen Selbstbewusstseins: „Für mich existiert die Problemzone Frau im persönlichen Bereich überhaupt nicht.“
Endlich kann Jaqueline Skupin nachfühlen, was es heißt, Frau zu sein. Nach 45 Jahren Unwohlsein im Körper eines Mannes gab sie 2001 ihrem inneren Drang nach – und unterzog sich einer Geschlechtsumwandlung. Heute erlebt sie wie die Gesellschaft nun mit ihr als Frau umgeht: „Mir werden die Getränkekisten jetzt ins Auto getragen. Dafür dauerte es länger, bis die Kollegen meine Kompetenz und mein Technikverständnis anerkannt haben.“
Die Welt 21.5.09
„Die Feministin Sibylle Plogstedt nutzt die Frage der „taz“ für eine Generalkritik am Model-Geschäft. Dem Nachwuchs prophezeit sie: „Noch zwei Jahre, bis sie zum Allerweltsmodel abgerichtet ist. Angepasst an den männlichen Blick. So will ich Frauen nicht.“
www.welt.de/vermischtes/article3764952/Prominente-pruegeln-auf-Heidi-Klum-ein.html
Der Tagesspiegel 21.5.09
Nun hat das Format natürlich insgesamt etwas Nivellierendes. Zu viele Launen und ein zu starker Eigenwille werden bestraft. Das Ergebnis, beklagt die Feministin Sibylle Plogstedt, sei „angepasst an den männlichen Blick“. Kann sein, kann nicht sein. Die Sendung wird überwiegend von Frauen gesehen, die über die Kandidatinnen kaum anders urteilen als Männer, weil sie nach Plogstedts Logik wohl den männlichen Blick verinnerlicht haben, also Opfer des TV-Patriarchats sind. Entmündigt, unaufgeklärt. Gegenthese: Wie jedes Laster ist auch das süchtige Verfolgen von „Germany’s next Topmodel“ oft ein Akt wider die eigene Vernunft. Die Einsicht ist vorhanden, überzeugt aber nicht.
www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/auf-den-punkt/Heid-Klum-Topmodel;art15890,2802619
10. Dezember 2008, 22.00 – 22.30 Uhr WDR Frau-tv
Richtig erben und vererben
Zum 1.1.2009 tritt die neue Erbschaftssteuer in Kraft. Nach langen Verhandlungen haben sich die Regierungsparteien darauf geeinigt und am 5. Dezember wurde das Gesetz im Bundesrat abgenickt. Jetzt ist also sicher: Das Erben verändert sich. Wer Besitz hat sollte sich gut informieren. Vor allem die Vererbbarkeit von Häusern und Wohnungen hat sich stark geändert. Aber auch die Pflegezeit von Angehörigen soll jetzt berücksichtig werden. frauTV über Vor- und Nachteile einer lange erwarteten Reform. Im Interview: Sibylle Plogstedt
Freitag, 12. Dezember 2008, 13.30 – 14.00 Uhr (Wdh.)
Weitere Sendungen zum Buch „Erbenstreit“: WDR 5: Hallo Ü-Wagen September 2008, WDR 2: Servicezeit ,WDR 5 Lebenszeichen 2009
taz porträt
1968: Ist sie 23, Studentin der Sozialwissenschaften in Berlin und Mitglied des SDS. Geht wegen einer Seminararbeit nach Prag. Bleibt wegen Liebe und Revolution. Sitzt von 1969 bis 1971 im Gefängnis Ruzyne. Anklage: Unterstützung der Revolutionären Sozialistischen Partei, die den Widerstand gegen den Einmarsch der sowjetischen Truppen organisierte. Es folgt 1974 ein zweijähriges Berufsverbot (an der FU Berlin). 1976 Gründungsmitglied der feministischen Zeitschrift Courage. Die Emma-Konkurrenz geht 1984 in Konkurs. Heute: Autorin und freie Fernseh- und Radiojournalistin in Bonn. Geboren: 1945 in Berlin. Ausgewählte Publikationen: „Niemandstochter“, Piper 1994 (Autobiografie): „Im Netz der Gedichte. Gefangen in Prag nach 1968“, Chr. Links Verlag 2001. Die Courage im Internet unter: library.fes.de/courage/ Zum taz-Gespräch lud Plogstedt taz-Redakteurin Heide Oestreich in ihre Wohnung in Bonn. Es gab Bombay Mix als Snack – und einen Installateur, der die kaputte Heizung während des Gesprächs wieder in Gang setzte.
Sibylle Plogstedt
Sibylle Plogstedt, geboren 1945, hat Sozialwissenschaften in Berlin studiert. 1965–69 Mitglied des SDS, 1969 politische Haft in Prag. 1974–76 Berufsverbot an der FU Berlin, 1976 Mitbegründerin der feministischen Frauenzeitschrift Courage, 1986–89 Redakteurin des Vorwärts in Bonn. Sie lebt als freie Journalistin in Bonn und arbeitet für verschiedene Zeitschriften und das Fernsehen.
www.perlentaucher.de/autoren/6897/Sibylle_Plogstedt.html
Das Buch „Frauenbetriebe: Vom Kollektiv zur Einzelunternehmerin.“ Besprechungen in: Der Spiegel‘ Nr. 26/2006 S. 126 (abrufbar), epd-sozial 18.5.2006, S. 19, „WDR Neugier genügt“, 8. 3. 2006
www.wdr5.de/sendungen/neugier_genuegt/690380.phtml
WDR Resonanzen 16. Juni 2006
www.wdr.de; zwd Frauen Nr. 230/2006, S. 22, Vorwärts 07-08/2006, www.vorwaerts.de; frauenzeitung 2/2006 www.frauenzeitung.ch; www.blattgold-berlin.de 4/2006 www.blattgold-berlin.de/index.htm; Internetrundbriefe: www.weiberwirtschaft.de; Klüngelrundbrief von Anni Hausladen Juli 2006; „Weiberdiwan“ Sommer 2006; „Zickenkrieg im Kollektiv“ Yvonne Klomke in junge Welt 14. Juli 2006 www.jungewelt.de/2006/07-14/007.php?sstr=plogstedt; Helke Sander in: www.fembio.org/biographie.php/frau/empfehlungen-fuer-frauen/C16/; brigitte 19/2006, S. 160
Kindesverwahrlosung
General-Anzeiger Bonn, 21.9. 2005
14 Kinder sind nicht genug, Von Michael Raschke
Bonn. Am Ende ist Gertrud Schmitz kämpferisch. „Ich gebe nicht auf“, sagt die Mutter, die 14 Kinder in eine Welt gesetzt hat, die sie und ihr Mann oft nicht verstehen. Eine Welt mit Gutachtern und Leuten vom Jugendamt, eine Welt mit einem Familienrichter, der ihr gerade das Sorgerecht für die zwölf noch minderjährigen Sprösslinge entzogen hat, von denen drei schon im Heim leben……..
Sibylle Plogstedts Verdienst ist es wie schon im ersten Teil, sich des Versuchs der Schwarzweiß-Malerei konsequent zu entziehen. Gertrud und Werner Schmitz, denen man Kinderliebe nicht absprechen mag, sind weder Opfer noch Täter. Auch die Gutachter, Jugendamt-Mitarbeiter und Richter sind keine Schreibtischtäter, sondern Menschen, die sich ernsthaft Gedanken um diese Familie machen.
Doch der Zuschauer wird und darf Fragen stellen: Reicht Kinderliebe allein aus, um Kinder aufzuziehen? Sollten die Eltern nicht öfter über sich selbst nachdenken, wie es ein Gutachter formulierte? ….
Menschen hautnah: Vorwurf Kindesverwahrlosung, 22.30 Uhr, WDR (21.09.2005),
http://www.general-anzeiger-bonn.de
Besprechung in Prisma
http://www.prisma-online.de
AOL Film und TV
http://www.aol.de
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